Ab Freitag 13.03.2020 wurde die Kindertagesstätte durch eine Allgemeinverfügung der Stadt Halle geschlossen. Dieser Beschluss erreichte uns am Donnerstag im Laufe des Tages. Für uns als Mitarbeiter und vor allem für alle Eltern war dies eine sehr kurzfristige Entscheidung. Trotzdem waren bereits alle Eltern am Donnerstagnachmittag informiert und hatten für sich selbst bereits Notfallpläne geschaffen.

Wir boten in der Kita von Anfang an eine Notbetreuung für Eltern in systemrelevanten Berufen an. Wir fingen mit einem Kind an und im Laufe der Zeit wurden es mehr. Mit jeder neuen Verordnung und damit auch mit jeder Öffnung der Notbetreuung für zusätzliche Berufsgruppen kamen immer mehr Kinder in die Kita zurück. Ab Mai reichten die Plätze in unserer Einrichtung nicht mehr aus. Wir hatten mehr als 30 Kinder in der Anmeldung und durften nur 30 Kinder betreuen, wobei der Krippenbereich besonders eingeschränkt war. Die Hilfsbereitschaft unter den Eltern war enorm. Viele Eltern brachten ihre Kinder immer nur an den Tagen, an denen sie auf ihrer Arbeitsstelle anwesend sein mussten oder konnten mal einen freien Tag einschieben, wenn es bei uns besonders eng wurde.

Somit konnte ich wöchentliche Planungen erstellen und wirklich allen Eltern die Möglichkeit geben in unserer Kita einen Platz in der Notbetreuung zu erhalten. Es hat mich beeindruckt, wie hilfsbereit und verständnisvoll die Eltern in dieser Situation waren, obwohl auch sie sicherlich einen Arbeitgeber hatten, der seine Mitarbeiter gern im Einsatz sah.

Für unsere Mitarbeiter war es natürlich auch eine neue Situation. Sie wurden in der Notbetreuung eingesetzt oder mussten sich im Homeoffice mit Portfolioarbeit, Lerngeschichten, Vorbereitungen von Entwicklungsgesprächen, Konzeptionsarbeit und natürlich auch mit Aufräumarbeiten in der Kita beschäftigen. Die Mitarbeiter waren in kleine Teams eingeteilt und trafen auch immer nur auf denselben Personenkreis. Das war sicherlich nicht einfach für alle. Es fehlte der allgemeine und fachliche Austausch. Auch die Unsicherheit, wie sich die Pandemie entwickeln wird und welche Auswirkungen dies auf unsere Arbeit und unsere Gesundheit haben wird, beschäftigte viele. Wir waren schließlich im sehr engen Kontakt mit den Kindern. Abstandsregeln konnten hier in keiner Weise eingehalten werden, auch Mund-Nasenschutz war nicht möglich, weil es die Kinder zusätzlich verunsicherte.

Ab 02.06.2020 haben wir den eingeschränkten Regelbetrieb aufgenommen. Seit diesem Zeitpunkt haben wieder alle Kinder die Möglichkeit in die Kita zu kommen. Nun sind auch alle Mitarbeiter wieder in der Betreuung der Kinder eingesetzt. Wir mussten ein sehr strenges Hygienekonzept erarbeiten und umsetzen, dass für uns als Mitarbeiter aber auch für alle Familien bindend ist. Wir mussten zwei große Bereiche in der Kita bilden, die unabhängig voneinander bestehen und arbeiten, mit eigenen Früh- und Spätdiensten, eigener Versorgung und getrennten Spielplätzen. Das hat natürlich einen viel höheren Personalbedarf zur Folge. Wir sind froh, dass noch keine große Krankheitswelle eingetreten ist und wir bis jetzt die Betreuung der Kinder gut absichern konnten. Die Eltern dürfen unter anderem nicht mehr die Kita betreten. Die Kinder werden jetzt von uns an der Tür in Empfang genommen und auch am Nachmittag wieder dort abgegeben. Die Eltern müssen jeden Morgen eine Gesundheitsmeldung für ihr Kind und die Familie abgeben.

Durch das Hygienekonzept und die damit verbundenen Einschränkungen vermissen wir den intensiven Kontakt zu den Eltern und damit den Austausch zu den Kindern. Das Abgeben und auch das Abholen erfolgen immer sehr schnell, damit andere Eltern nicht zu lange warten. Tür- und Angelgespräche sind momentan kaum möglich. Somit erfahren auch Eltern wenig vom Alltag in der Kita.

Wir hoffen alle Ende August wieder in den normalen Kita-Betrieb zurück kehren zu können.

Heike Hahne